Little Surprise

Golden Retriever

Die ersten Wochen im Leben eines Welpen

 

Ein Welpe wird geboren

 

... die Welpen befinden sich bei der Hündin in zwei Gebärmutterhörnern, jeweils hintereinander. Es ist so eng, dass sie nicht aneinander vorbei kommen. Die Reihenfolge hat also mit der Lage des Welpen zu tun. Bei einer normalen Geburt werden beide Gebärmutterhörner abwechselnd entleert. Und so erblickt einer nach dem anderen das Licht der Welt.  

 

Nach der Geburt des Welpen befreit die Hündin ihn von der noch vorhandenen Fruchthülle, leckt ihn trocken und beißt die Nabelschnur durch. Die auf den Welpen befindliche Amnionflüssigkeit löst bei der Hündin Brutpflegeverhalten aus, deshalb ist es wichtig, die Hündin selber ihre Welpen aus der "Eihaut" auspacken zu lassen. Der Winzling schreit und will sich auf den Weg zur Zitze machen, aber er darf erst losrobben, wenn er geputzt ist. Die Erstmilch oder auch Kolostralmilch genannt, welche die Mutterhündin gleich nach der Geburt produziert, ist lebenswichtig für die Welpen. In dieser Milch sind alle wichtigen Nährstoffe enthalten, die sie gegen Infektionskrankheiten schützen. So sind sie in den ersten Wochen vor Krankheiten gesichert, gegen die sie erst mit der 8. /9. Woche geimpft werden.

 

Und dann kommt schon der Nächste...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Selbst bei einer Erstlingshündin ist die Geburt ein völlig normaler Vorgang, und sie weiß instinktiv, was sie zu tun hat. Meine Aufgabe ist es lediglich, die Moppelchen zu wiegen und farblich zu kennzeichnen. Eingegriffen wird nur im Notfall.

Keine Frage, das ist ein Wahnsinnserlebnis! Die Natur hat es mal wieder so eingerichtet.

 

Die ersten Wochen im Leben eines Welpen sind enorm wichtig. Alles, was in dieser Zeit passiert, beeinflusst das Verhalten des Hundes bis ins Erwachsenenalter.

 

 

Vegetative Phase: Entwicklung der Welpen bis zur 2. Lebenswoche

 

Die Welpen werden mit geschlossenen Augen und Gehörgängen geboren. Die Ohren sind zunächst nur winzige Dreiecke und stehen manchmal noch ab, das Pigment wird von Tag zu Tag dunkler. Sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren und liegen deshalb oft dicht aneinander gekuschelt oder suchen bei ihrer Mama nach Wärme. Der Tagesablauf besteht aus Saugen und Schlafen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Urinieren und Koten können sie nur, wenn die Mutter ihre Bäuche leckt. Daher ist die Nähe, Wärme und Geborgenheit der Hündin zu diesem Zeitpunkt das Wichtigste. Die Mutter verlässt in den ersten Tagen auch nur sehr ungern die Wurfkiste, höchstens mal schnell um ihr  „Geschäft“  zu machen.

Die Hündin ist in dieser Zeit rund um die Uhr beschäftigt. Das ist für sie richtig Schwerstarbeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gut entwickelt sind Tastsinn und Wärmeempfinden, so ist es ihnen möglich, die Mutter und damit die Milchquelle zu finden. Sie bewegen sich mit pendelnden Kopfbewegungen vorwärts. Finden sie mal nicht gleich die Zitze oder liegen sie isoliert ohne Körperkontakt zu Geschwistern oder Mutter, dann geben sie quäkende Hilfeschreie von sich. Auf diesen Schrei zeigt die Mutter auch ein typisches, genetisch fixiertes Verhalten: Sie sucht die Geräuschquelle und schiebt den kleinen Racker mit ihrer Schnauze ins „Nest“ zurück.

 

Auf uns Menschen machen die kleinen Moppelchen einen hilflosen Eindruck und wir meinen ständig helfen zu müssen. Aber das ist völlig falsch. Der Mensch sollte in diesem Lebensabschnitt nur bedingt eingreifen. Der Lernerfolg sieht nämlich so aus: wenn ein Welpe Hunger hat oder friert, muß er aktiv werden, um diese Mängel auszugleichen. Er muß sich anstrengen, um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Am Ende steht dann der Erfolg (voller Magen, Wärme), und der Welpe hat eine Grundinformation über das Prinzip späterer psychischer und physischer Vorgänge und über das Lernen an sich erhalten. Für eine normale Entwicklung des Welpen ist es unabdingbar, daß er diese einzelnen Komponenten durchläuft.

Deshalb beschränken wir uns auf das Wiegen der Welpen, streicheln sie gelegentlich und kontrollieren dabei ihren Gesundheitszustand. Auf diese Weise lernen sie auch den Geruch des Menschen wahrzunehmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übergangsphase: Entwicklung der Welpen von der 2. bis zur 3. Lebenswoche

 

Zu Beginn der dritten Lebenswoche öffnen sich langsam die Augen. Zuerst sind es kleine Sehschlitze, von Tag zu Tag öffnen sich die Augen etwas mehr und interessiert nehmen sie ihre Geschwister und Mutter wahr, wobei aber die richtige Sehfähigkeit erst gegen Ende der dritten Lebenswoche einsetzt. Die Gehörgänge öffnen sich ebenfalls und die Welpen zeigen erste Reaktionen auf Geräusche, können sie aber noch nicht lokalisieren. Die ersten Milchzähnchen brechen durch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zaghafte Laufversuche werden unternommen. Anfangs können sie ihr Gleichgewicht noch nicht halten und fallen nach 2-3 Schritten wieder um. Wenn aber erstmal die Muskeln der Beine kräftiger geworden sind, dann erkunden sie neugierig, tapsend ihre Wurfkiste. Schnüffeln am Boden oder knabbern an ihren Geschwistern. Die Stimmen werden immer lauter. Ab und zu ist schon ein Bellen oder Knurren heraus zu hören. Sie fangen an, Urin und Kot selbständig abzusetzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sozialisierungsphase: Entwicklung der Welpen von der 4. bis zur 12./16. Lebenswoche

 

Jetzt wird die Umwelt für das zukünftige Verhalten des Hundes wichtig. Es wird der Grundstein für spätere Verhaltensmuster gelegt.

 

Um ein normales, artgerechtes Sozialverhalten zu entwickeln, benötigt der Welpe während der Sozialisierungsphase die entsprechenden Umweltsignale. Der Welpe speichert alle Lebewesen, denen er während der Phase begegnet, als Artgenosse oder andere Spezies ab. Gleiches gilt für die unbelebten Umweltreize (z.B. Geräusche, Gerüche oder optische Eindrücke). Das bedeutet für uns, dass wir die Welpen einer Vielzahl unterschiedlicher Umweltreize aussetzen müssen. Die Entwicklung erfolgt in rasantem Tempo, ist unwiederbringlich und unumkehrbar. Der Welpe durchlebt eine Phase besonderer Lernbereitschaft, die in seinem Leben einmalig ist. Alle Eindrücke, die der Welpe in dieser Phase hat, werden gleich ins Langzeitgedächtnis aufgenommen. Verpasste Verhaltensentwicklung ist schwer nachholbar. Spätere Bemühungen sind sehr mühselig.

 

Alles, was der Welpe in dieser Zeit nicht kennenlernt, wird später bei ihm zunächst einmal Angst auslösen. Angst ist eine negative Emotion. Welpen sind zunächst nur neugierig und erst ab ca. der 6. Lebenswoche beginnt sich die Fähigkeit, Angst zu empfinden, überhaupt zu entwickeln. Dabei überwiegt bis zur 8. Lebenswoche noch die Neugier gegenüber Neuem, während danach immer mehr ängstlich reagiert wird.

 

Eine weitere wichtige Lernerfahrung in der Sozialisierungsphase ist der adäquate Umgang mit Aggression. Aggressives Verhalten tritt bei Hundewelpen erstmals während der 4.-5. Lebenswoche auf. Es hat keinen speziellen Auslöser, richtet sich gegen die Wurfgeschwister und wird allein durch deren Anblick provoziert. Es ist wichtig, dass in dieser Phase solche aggressiv getönte Interaktionen mit Wurfgeschwistern und der Hundemutter stattfinden und zwar ohne, dass permanent der Mensch eingreift, wenn es „etwas lauter oder gröber“ werden sollte. Nur so kann der Welpe den richtigen Gebrauch seiner Waffen lernen, bzw. lernen, mehr oder weniger auf deren Einsatz zu verzichten.

 

Auch eine angemessene Beißhemmung wird schon früh im Beißspiel mit den Wurfgeschwistern geübt. Anfangs agieren die Welpen noch sehr ungenau und ungehemmt nach dem „Alles-oder-Nichts-Prinzip“. Es wird gebissen oder nicht, geknurrt oder nicht. Der Welpe lernt, dass es unangenehme Folgen hat, wenn er seine Zähne zu stark in die Haut eines anderen bohrt: dieser wird schreien, eventuell zurück beißen und/oder das Spiel beenden. Es ist nicht nett, gebissen zu werden und es ist nicht schön, wenn auf einmal niemand mehr mit einem spielt – so lernt der Welpe, seine Zähne mehr und mehr vorsichtig einzusetzen.

 

Eine andere wichtige negative Erfahrung, die ein Welpe machen muß und die man ihm nicht versüßen sollte, ist das Abstillen. Hier lernt das Hundekind eine weitere Emotion kennen: die Frustration. Frustration führt zu Streß und ist ein häufiger Grund für Aggression. Frustration tritt dann ein, wenn der Welpe etwas haben will und es nicht bekommt. Es ist zunächst gewöhnt, daß die Milch frei fließt. Etwa ab der 5. Lebenswoche läßt Mama aber die Quälgeister unter Umständen nicht mehr zu Ende trinken, die Milchquelle versiegt langsam. Der Welpe muß akzeptieren, daß bestimmte Dinge im Leben nicht so laufen, wie er sich das vorstellt. Hier reagieren die Welpen meist mit Meckern und/oder Agression.

An der Reaktion ihrer Umgebung lernen sie also, welches Verhalten adäquat für die jeweilige Situation ist, sie lernen auf den Frustrationsreiz angemessen und variabel zu reagieren.

 

Oder wenn die Phase des Zufütterns beginnt - die Umstellung von Muttermilch auf festeres Futter. Wenn hier jeder Welpe sofort einen Platz an der Futterschüssel hat und sich wiederum den Bauch vollschlagen kann, wird dieser Lernprozeß unterbrochen und eine Frustrationstoleranz wird nur ungenügend oder gar nicht gelernt. Auch hier ist milder Streß nötig. Die Welpen sollten sich untereinander über den besten Platz an der Futterschüssel auseinandersetzen können und sollten nicht unbedingt immer voll gesättigt werden. Natürlich muß man hier als Züchter darauf achten, dass nicht einer der Welpen permanent zu kurz kommt - aber zwischen Jammern, weil man etwas zu kurz kommt, und dem tatsächlichen Hungertod liegt schon eine große Zeitspanne!

 

Zusammenfassend kann man sagen:

 

 

Diese Sozialisierung reicht aber bei weitem nicht aus, um künftig in einer menschlischen Gesellschaft harmonisch leben zu können.

Wenn der Welpe in seine neue Familie kommt, ist dieser Prozeß des Lernens noch nicht abgeschlossen. Hier müssen die neuen Besitzer daran denken, dass die Sozialisierungsphase mit der 16. Lebenswoche endet und nicht in dem Moment vorbei ist, wo der Hund in sein neues Zuhause kommt.